Tyorge entschied, dass es an der Zeit war, es seinem Vater gleich zu tun und erschuf einen Sohn. Denn mit den Jahren bekam er immer mehr das Bedürfnis der Welt doch etwas Lebendes zu schenken, wenn er sich dieser selbst schon entzog. Er wählte hierfür ein Stück Birke aus, was er bei seinem Besuch im Dorf unweit seines Leuchtturms auf einem Holzstoß entdeckte. Es schien ihm besonders geeignet für sein Vorhaben. Es war genau das richtige Holz. Allerdings wusste er nicht, dass das Holz einem Heizer gehörte, der seinen Dienst auf einer Lokomotive versah. Wahrscheinlich wäre es ihm mit diesem Wissen noch perfekter erschienen,
So begab es sich, dass Thure “Die Lok” Tyorgesson kurz darauf das Licht der Welt erblickte. Er hat den Bart seines Vaters geerbt und auch seine Liebe zum Wind. In dem Fall zum Fahrtwind und nicht zum Sturm.
Thure wurde von dem Heizer auf jede Fahrt, die er mit der Lok unternahm, als Glücksbringer und zur Freude der am Bahnhof wartenden Reisenden vorne auf der Lok mitgenommen. Nicht das er dabei selbst vor Begeisterung regelmäßig jauchzte, wenn es bergab besonders schnell wurde. Was die Fahrgäste, die das erste Mal das Vergnügen hatten, etwas verwunderte.
Thure begann mit dem Pfeife rauchen, um es seinem Eisenpferd gleich zu tun und produzierte mit der Lok um die Wette Dampf. Er kam sich dabei immer ungeheuer wichtig vor. Menschen mag ich sowieso, also warum soll ich ihnen nicht zeigen wie toll Waldgeister sind.
Der Fahrtwind wehte Thures Bart zu beiden Seiten und Thure genoss es sichtlich. Folgte damit auch seinem Vater, dessen Bart ebenfalls seine Leidenschaft zeigte. Tatsächlich hat sein Dauergrinsen nichts mit der Vorliebe seines Großvaters Ӕgil mit der berühmten Pilzsuppe zu tun. Die findet er scheußlich.
Tyorge sieht seinen Sohn Thure regelmäßig….wenn die Bahn nicht grade wieder Verspätung hat…..oder streikt…..oder einfach nicht kommt…..Er betrachtet es sehr gelassen, ganz nach der Art eines Wesens, dass alle Zeit dieser Welt hat.
(Der Vierte der Dynastie)
Irgendwann im Mai kam Thure auf seiner Lok durch Hohenlohe, dem kleinsten Landkreis Baden- Württembergs. So etwas schönes hatte er auf seinen Reisen selten gesehen. Wunderschöne Wälder, saftige Obstwiesen, alte Schlösser und freundliche Menschen, die auch mal Pilzsuppe aßen. Allerdings roch diese Pilzsuppe ganz anders als die seines Vaters, irgendwie… würziger… sahniger…nach anderen unbekannten Zutaten und viel schmackhafter. Dazu gab es rote und hellgelbe Getränke, die die Menschen so fröhlich und ausgelassen machten. Das erinnerte ihn wiederum an die Wirkung der Suppe seines Vaters. Er beschloss, sich diesen Landstrich etwas näher anzusehen.
In einem kleinen Ort mit altem Bahnhof verließ er also seine geliebte Lok, um ein neues Kapitel in seinem Leben aufzuschlagen.
Herrlich, auf dieser Hochebene geht sogar ständig ein Wind, der es vorzüglich verstand mit seinem Bart zu spielen. da konnte man doch nur bleiben! Er stellte sich erst einmal in den Schatten des gut restaurieten Bahnhofes, der an diesem Tag ruhig in der Sonne lag, und genoss sanften Wind.
Zufällig kam genau da eine mittelalte Menschenfrau entlang spaziert, die ihren Augen nicht traute, als sie diesen markant geschnitzten Holzkopf mit Pfeife auf der Schwelle des Bahnhofs stehen sah. Oh ja, sie hatte schon von der Holzkopf-Dynastie gehört! Aber einer hier, in ihrer kleinen Stadt? Ihr Herz hüpfte vor Freude. Vorsichtig ging sie auf ihn zu, darauf bedacht ihn nicht zu erschrecken. Und tatsächlich- er ließ sich von ihr hochheben und ansehen.
Frech grinste er sie mit seiner Pfeife zwischen den Zähnen an. Sie konnte ein etwas eigenartiges Brummen und Knarzen hören. War das eine freundliche Begrüßung? Thure war sich noch nicht sicher, ob er diese Behandlung gut oder schlecht finden sollte. Als sie ihn dann auch noch forttrug und dabei beruhigend auf ihn einredete, wurde ihm etwas mulmig. Aber er beschloss mutig zu sein, zumal die Menschenfrau nicht so wirkte, als würde sie mal eben Holz spalten oder damit Feuer machen.
Nach ein paar hundert Metern kamen sie an eine ruhig gelegene Straße mit einem netten Haus in einem verwilderten Garten mit Bäumen, Büschen und Blumen. “Oh, nett hier. Gefällt mir!” knarrzte Thure. Die Menschenfrau spürte, dass Thure sich hier wohlfühlen konnte. Also führte sie ihn erst einmal herum, um ihn dann an einen sicheren Ort an einem der vielen Fenster zu stellen. Von hier hatte er einen guten Blick über den Garten, die kleine Straße und der wind konnte in seinem Nart spielen, was Thure so liebte.
Die Frau gehörte zu einer Familie. Er wurde herzlich aufgenommen und konnte die seltsamen Rituale und Gewohnheiten der Menschen ganz aus der Nähe kennen lernen. Wenn das sein Vater und seine Brüder wüssten! Und über was die Menschen alles reden, lachen, weinen, wütend werden konnten. Seltsame Wesen…
Hier also fand Thure sein neues Zuhause.
Da hat sich jemand mal richtig Mühe gegeben 🙂 Freut mich. Ich werde versuchen, die Bilder, die du gemacht hast einzufügen sobald ich kann 😉
Danke für die nette Geschichte 😀